Am anderen Ende der Welt

Am anderen Ende der Welt

Vier Wochen später und 6’000 Kilometer weiter melden wir uns zurück. Mehr als ein halbes Jahr nachdem wir am Ende der Welt auf Feuerland waren, haben wir nun das andere Ende erreicht: Wir waren am 7. Juli, genau 10 Monate nach unserer Abreise, am Nordpolarmeer an der Prudhoe Bay. Und wie wir die letzten Wochen dahin kamen, erzählen wir natürlich fein säuberlich der Reihe nach.

Wir verlassen die wunderbare Insel Vancouver Island und machen uns auf in Richtung Norden. Nach einem obligatorischen Halt in der Olympiastadt Whistler inkl. teurem Shoppingnachmittag fahren wir schleunigst nach Williams Lake. Dort treffen wir pünktlich ein, um unsere Freunde Sonja und Reto inkl. ihre Kollegen Mathilde und Charly zu begrüssen. Gemeinsam fahren wir nach Horsefly zu Marie-Therese und ihrem Lebenspartner Peter. Sie haben dort ein wunderschönes Haus am Horsefly-Lake, wo wir uns mitten im riesigen Garten platzieren dürfen. Ein so exklusives Campingplätzchen hatten wir noch nie. Wir verbringen lustige Tage und Abende in dieser Runde und lernen in einem Superschnell-Kurs Fliegenfischen. Genauer gesagt durften wir für eine Stunde die Rute hin und her fliegen lassen. Aber so cool wie bei Brad Pitt sieht das also nicht aus. Wahrscheinlich belassen wir es bei dieser Probestunde und baden einfach mal ein paar Würmchen. Liebe Marie-Therese: Ganz herzlichen Dank für die tolle Gastfreundschaft. Wir haben es bei euch sehr genossen!

Nach wenigen Tagen müssen wir wieder weiter. Wir haben mit Karin und Didi in Whitehorse abgemacht. Mit diesen beiden reisten wir einen Monat von Argentinien bis Bolivien. Da sie zwei Monate mit einem gemieteten Wohnmobil unterwegs sind, wollen wir die letzte Gelegenheit unbedingt noch nutzen sie zu sehen. Dazu müssen wir allerdings mehr als 2’000 Kilometer in einer Woche bewältigen. Es klappt alles super und die Wiedersehensfreude ist riesig. Wir haben uns viel zu erzählen und die taghellen Nächte gehen schnell vorbei. An einem sonnigen Tag fahren wir mit vier Kayaks den Yukon hinunter. Ein Riesenspass! Es war einfach super, Karin und Didi nochmals so weit weg von zu Hause zu treffen. Wir freuen uns bereits auf ein Wiedersehen in der Heimat. Macht’s gut ihr beiden und arbeitet nicht zu viel!

Unser nächstes Ziel heisst Prudhoe Bay am Nordpolarmeer. Wir haben eine Schönwetterperiode, die wir unbedingt nutzen möchten. So hoch im Norden weiss man nie, wann der Winter zurückkommt. Schliesslich haben wir auf dieser Höhe Permafrost, dass heisst, dass die Böden nur ca. einen Meter tief auftauen. Man kann sich also vorstellen, wie kalt es hier normalerweise ist. Deshalb fahren wir auch die nächsten Tage viel und kommen schon am Nationalfeiertag der USA, am 4. Juli, in Fairbanks an. Doch Alaska ist anders. Da es zu dieser Jahreszeit nicht dunkel wird, gibt es kein Feuerwerk und auch sonst ist der Patriotismus nicht sehr ausgeprägt. Man trifft sich mit Freunden und das war’s auch schon.

Da die Wetterprognosen für Prudhoe Bay noch weitere drei Tage Gutes verheissen, ziehen wir schleunigst los und nehmen den Dalton Highway in Angriff. 800 Kilometer hin und die gleichen 800 wieder zurück. Eigentlich total doof und der grösste Egotripp, aber es muss halt sein. Die Strasse ist besser als erwartet, schüttelt uns allerdings aufgrund der zahlreichen und unvorhersehbaren Schlaglöchern trotzdem ziemlich durch. Nach 400 Kilometern ist Coldfoot erreicht: Nicht mehr als eine Tankstelle, ein Imbiss mit Telefon und ein paar Hütten rundum. Zu erwähnen ist an dieser Stelle das Visitor Center von Coldfoot. In fast jedem Ort und überall, wo irgendeine Touristenattraktion zu besuchen ist, gibt es ein Visitor Center. Und die sind immer wunderschön gemacht mit Filmen, anschaulichen Erklärungen und vielen Informationen über die Gegend. In Coldfoot haben wir nicht mit einem so schönen Gebäude gerechnet. Es ist das schönste auf den ganzen 800 Kilometern. Am nächsten Nachmittag kurz vor Deadhorse fällt uns ein Mann mit einem Karren auf der Strasse auf. Denn Spaziergänger gibt es auf dieser Streck nicht. Es ist der Japaner Norio Sasaki. Dieser verrückte Kerl läuft tatsächlich in drei Jahren von Prudhoe Bay bis Ushuaia. Wir sind so begeistert von seinem Mut und seiner fröhlichen Art und drücken ihm ganz fest die Daumen! Man kann seine Reise unter seinem Namen übrigens auf Facebook verfolgen. Kurze Zeit später erreichen wir Deadhorse, die Endstation für alle privaten Fahrzeuge. Ab hier muss man mit dem Shuttle zur Prudhoe Bay. Wir haben zwei Plätze für den nächsten Morgen gebucht. So haben wir genügend Zeit, diese spezielle Ansammlung von Containern, welche Hotels, Werkzeugladen, Post, Büros etc. beherbergen, genau zu inspizieren. Sehr skurril die ganze Szenerie.

Wir verbringen unsere erste Nacht im Leben ohne Sonnenuntergang am Rande von Deadhorse. Bereits um vier Uhr blendet uns die Sonne, die nun am Heckfenster angelangt ist. Wir schlafen nicht mehr viel, dies sicher auch wegen des starken Windes. Wir fühlen uns fast ein wenig wie in Patagonien…

Pünktlich um 8.30 Uhr startet unser Shuttle und fährt uns durch die riesige Ölförderungsanlage bis zur Prudhoe Bay. Endlich: Wir sind am anderen Ende der Welt angekommen! Ein wahnsinniges Gefühl, ein Gefühl der Vollkommenheit, dass uns sehr nahe geht. Wir ziehen schnell die Schuhe und Socken aus und baden unsere Füsse im eiskalten Nordpolarmeer. @ Christian Nübel: Sorry, aber es hat so fest gewindet und die Zeit war so knapp bemessen, dass wir leider kein Feuer machen konnten… Wir freuen uns schon jetzt auf deine Fotos der Prudhoe Bay!

Nach zwei weiteren anstrengenden Fahrtagen sind wir zurück in Fairbanks. Auf einem einfachen Camping kurz vor der Stadt lernen wir den Obwaldner Paul Hürlimann kennen. Paul ist pensioniert und ganz alleine auf Weltreise. Hut ab Paul. Wir wünschen dir viel Glück und vor allem ganz viel Spass auf deiner weiteren Reise in Richtung Südamerika.

Jetzt sind wir genug gefahren und nehmen es ruhiger. Wir sind auf dem Weg nach Anchorage und freuen uns sehr, die Gegend am Pazifik in Ruhe zu erkunden.

Howdy howdy
Conny und Remo

Fazit:

  • Das Ende der Welt ist dessen Anfang
« von 102 »

7 Gedanken zu „Am anderen Ende der Welt

  1. Hoi Conny und Remo
    Schön von Euch zu hören und natürlich die schönen Fotos wieder anzusehen.
    Es war schön Euch hier am Little Horsefly Lake begrüssen zu dürfen. Ebenso möchten wir uns nochmals für das gute Abendessen bedanken.
    Liebe Grüsse Marie-Therese, Peter, Helene und Aldo

  2. Heyyy
    Was macht ihr soooooooweit von zuhaus !!!!! he he he
    Ich Gratuliere!!!! (Euch und der VW auch,…. of course)
    Schick der Paul zu uns!!! Er kann uns in Buenos Aires besuchen!
    Herzliche Grüsse aus Argentinien!!!!

    1. Hoi Guillermo

      Wir haben soeben Paul wieder getroffen und geben ihm gerne deine Adresse. Er wird sich nächstes Jahr bei dir melden.

      Gruss Remo und Conny

  3. Basel, 30° gehe seit 1 Woche in den Rhein schwimmen.
    Sali ihr Zwiei!
    Eure Lageberichte werden immer spährlicher, woran liegt das? Es scheint dass in Südamerika mehr los war.

    Gruss Dani

  4. Hallo Conny und Remo,
    ich habe soeben Eure Reiseberichte und die eindrücklichen Fotos dazu
    „rauf und runter“ angeschaut . . . und Euch mehr als nur ein kleines Bisschen benieden.
    Sehr gut gemachte Road-Trip-Story. Gratuliere!
    Hoffentlich sehen wir uns mal wieder in Sissach – oder an der Fasnacht in Basel?!?

    Liebe Grüsse
    Dein Ex-Klassenlehrer
    Jörg

    1. Lieber Jörg, vielen Dank für das Kompliment! Es tut gut, vom Ex-Klassenlehrer auch Jahre später noch gute Noten zu erhalten 🙂 Viele Grüsse aus Anchorage, Remo und Conny

  5. Tönt lässig 🙂 händer mis Schild au gfunde im SignPostForest? Han vor ca. 20 Johr mal es Laufenburg Schild ufghänkt 😉
    Viels Spass und gueti Reis wiiterhin!

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