Der Pazifik ruft

Der Pazifik ruft

Wir müssen aus La Paz fliehen. Am Montagabend um fünf Uhr können wir aus der Werkstatt fahren. Da ab morgen ein dreitägiger Streik angesagt ist, müssen wir schleunigst raus aus der Stadt. Und zwar über El Alto, ein Stadtteil von La Paz, der auf 4’100 Metern liegt. Ihr ahnt es schon: es ist nicht so einfach. Mehrmals müssen wir den Warnblinker einschalten und rückwärts den Hang wieder hinunter fahren. Es ist einfach zu steil für unser Büssli. Und dann, endlich in El Alto angekommen, ist hier Wochenmarkt. Und wir mittendrin! Wir konnten also noch nie im Vorbeifahren am Markt einkaufen. Eine ganz neue Erfahrung. Wir brauchen geschlagene zwei Stunden, um aus der Millionenstadt zu kommen. Es ist schon dunkel und wir fahren ein wenig ratlos in die bolivianische Nacht. Gottlob finden wir ein Hotel, wo wir auf dem Parkplatz kostenlos stehen können. Uff, was für ein Tag! Das sind so Momente während des Reisens, wo man sich wünscht, einfach nach Hause fahren zu können. Aber irgendwie wäre das ja zu simpel.

Am nächsten Tag geht es weiter über den Titicacasee mit einem Boot, das lieber keine Fahrzeuge transportieren sollte. Da muss man einfach in die südamerikanische Baukunst Vertrauen haben und hoffen, dass es hält! Es hält und wir fahren via Copacabana nach Peru. Wir fahren dem See entlang bis nach Cusco, wo wir auf dem städtischen Camping andere Reisende treffen und ein paar schöne Tage verbringen. Und nein, wir waren nicht in Machu Picchu. Sorry, aber uns war es zu teuer und sowieso empfanden wir Cusco als zu touristisch. Also fahren wir wieder Richtung Küste nach Nazca. Die Nazcalinien, die mehr als 2’500 Jahre alt sind, finden wir sehr beeindruckend. Nur wenige Zentimeter tief aber immer noch sichtbar. Und die Bilder und Linien sind super.

Am Meer besuchen wir den Wüstennationalpark in Paracas. Sehr schön, ruhig und beeindruckend. Hier gefällt es uns. Wir treffen wieder auf andere Reisende und verbringen gemütliche Plauderstunden und einen schönen Abend am Meer. Am nächsten Tag machen wir eine kurze Wanderung und sitzen anschliessend vor dem Büssli im Apéro. Plötzlich parkt ein peruanisches Auto praktisch direkt in unserem Wohnzimmer. In perfektem Baseldeutsch ruft einer zum Fenster raus: Wie seid denn ihr hierher gekommen? Es sind Hans und Meni Kehl. Er ist aus Basel und wohnt seit 40 Jahren in Peru. Wir kommen ins Gespräch und schon bald laden die beiden uns in ihr Haus in Paracas ein. So packen wir unsere sieben Sachen und fahren zu ihrem Haus direkt am Meer. Ein Paradies! Meni hat peruanisches Huhn gekocht und wir geniessen einen schönen Abend in sehr netter Gesellschaft. Am nächsten Morgen möchte Hans mit uns früh mit den Kajaks rausfahren. Es ist ein tolles Erlebnis, am noch frischen Morgen durch die Bucht von Paracas zu paddeln. Am Abend gehen wir gemeinsam Pizza essen und am nächsten Tag verabschieden wir uns von den beiden. Wir hätten noch länger bleiben können. Aber wir glauben, dass wir dann nicht mehr hätten weiterfahren wollen! Vielen Dank, Meni und Hans, für die unglaubliche Gastfreundschaft! Wir haben es sehr genossen, euch kennenzulernen.

Nächster Halt ist Lima. Wir können unseren Bus bei einem Hostal in einem der besten Viertel der Stadt abstellen. Schon nach kurzer Zeit treffen weitere Overlander mit ihren Fahrzeugen ein. Unter anderem Eleni und Sergio, die wir bereits aus Cusco kennen. Das Hostal befindet sich im Stadtteil Miraflores, einer ganz tollen Gegend, die wir gerne zu Fuss erkunden. Die Stadt sonst ist uns definitiv zu gross. Wir besuchen den Hauptplatz und schlendern ein wenig herum, fahren dann mit dem Taxi aber rasch wieder zurück zum Hostal. An unserem letzten Abend in Lima treffen wir Miguel, ein VW-Narr, den wir am 1. VW-Bustreffen in Mendoza kennengelernt hatten. Es war ein toller Abend und wir konnten das erste Mal Ceviche, roher Fischsalat, versuchen. Wirklich eine Delikatesse.

Wir ziehen weiter in Richtung Norden. Leider gefällt uns die Küste von Peru nicht besonders. Und da in der Bergen das Wetter nicht sehr gut ist, fahren wir zügig nach Ecuador. Und hier sind wir nun seit drei Tagen. Es ist tropisch heiss, üppig grün und der Pazifik hat ca. 25 Grad! Uns gefällt hier besonders, dass einfach alles wächst. Wir haben in den letzten Tagen Früchte gesehen, von denen wir noch nie etwas gehört haben. Wir probieren alles und sind nicht selten positiv überrascht. Witzig ist auch, dass hier anstelle von Kartoffeln alles mit Bananen gekocht wird. Und so kommen wir in den Genuss von Bananenpommes mit Knoblauchsauce für Zwischendurch und Bananenpuffern zum Frühstück.

Jetzt sind wir an der Pazifikküste und tuckern langsam nordwärts nach Kolumbien.

Wie sagt man in Ecuador so schön: Ama la vida! (Liebe das Leben)
Remo und Conny

Fazit:

  • Zufallsbekanntschaften sind das Salz in der Suppe einer solchen Reise. Vielen Dank, Hans und Meni!
  • Wenn es dir irgendwo nicht gefällt, zieh weiter und du wirst an einem anderen Ort etwas anderes erleben.
Mit dem VW-Bus auf dem Titicacasee.
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10 Gedanken zu „Der Pazifik ruft

  1. Ihr Lieben!
    Ganz herzlichen Dank für die spannenden Berichte aus der grossen Welt!
    Wie ich sehe geniesst Ihr es und geht dem Alltag aus dem Weg – das ist gut so! Sollte es Euch interessieren, wie es hier so ist, so kann ich Euch versichern, dass alles beim Alten ist….ach nein…..der Frühlung hat begonnen ;o)!
    Machts gut, hoffentlich auf bald!
    Chantal

  2. Hallo Ihr Zwei
    Wieder ein interessanter Bericht und super Föteli!
    Die Früchte würde ich auch gerne geniessen!!!!
    Händ Euch Sorg un bis zum nächsten mal.
    Liebe Grüsse Marie-Therese

  3. Hoi zämme, so schön, uf däm Wäg Euri Reis z’verfolge! Ha immer wieder Freud! Ihr sind jo mega schnäll unterwägs. Göhnd Ihr jetzt scho Richtig Norde? Müend in Kolumbie unbedingt bim Philipp verbie, er wohnt in San Augustin bi La Chaquira. Ihr chönned sicher bi ihm uf em Grundstück campe. Wieterhin e super-schöni Reis und alles Gueti, liebe Gruess, Evelyn.

    1. Jo mängisch isch me schnäller unterwägs und mängisch langsamer. Bim Philipp mien mir uns unbedingt mälde. scho elei wäge dr Bierbrauerei

  4. Hoi zämme

    Ich bin immer froh, von euch zu lesen. Schön, dass es euch gut geht. Vorallem von den Fotos bin ich jeweils begeistert. Die nächste Woche werde ich auf Sardinien verbringen! Alles Liebe und lasst es euch gut gehen

    Inès

  5. Liebe Conny, Lieber Remo,
    Euer Kochrezept für Gluck im sabbatischen Jahr:
    nimm vier Räder mit einer Blechbüchse,
    streiche sie aussen mit Anmut und innen mit reichlich Vertrauen und
    belege sie entschlossen mit zwei Herzen voll Innigkeit,
    füge den in grossen Mengen bereitgelegten, nur leicht gezügelten, jugendlichen Tatendrang hinzu,
    wobei die Zutaten zu zweit, abgestimmt in enger Harmonie stetig gerührt werden.
    Lass die Entdeckungslust wie einen Kuchenteig aufgehen und knete stetig ein ganzes Paket Freude und ein volles Mass Enthusiasmus dazu,
    stell das ganze wechselnd in die Pampas, lass es vom Regen berieseln, füge lächelnd eine Prise Wüstensand und dann haufenweise, in feine Scheiben geschnittene, im Palmöl gebratene, Kochbananen und Süsskartoffeln hinzu, bräune die Kruste in der frühen Morgensonne, warte geduldig und esse dabei den Fisch, bevor er davonfliegt,
    hülle Deine ganze Wähe in tiefe Liebe und flambiere mit Lebenslust und Weltoffengeist.
    E Guete,
    Jürg

    1. Lieber Jürg

      Was für ein Kommentar, der uns zum Schmunzeln gebracht hat 🙂 Du hast auf wundersame Weise alles genau auf den Punkt gebracht! In diesem Sinn: E Guete

  6. Fahre Dank euren Berichten mit durch die Landschaft.bringt ein paar Rezepte mit, dann können wir diese Gerichte nachkochen. (Meerschweinchen lassen sich auch hier auftreiben)

    Dani und Trudy

    1. Hoi Dani, das mit dem Meerschweinchen ist so eine Sache… Wir freuen uns aber, mit euch nach unserer Heimkehr wieder zusammenzusitzen, zu kochen und zu plaudern. Was immer wir dann essen werden. Eine feine Polenta tuts auch 🙂 Viele Grüsse Remo und Conny

  7. Hi ihr zwei,
    es ist immer wieder toll, eure spannenden Berichte zu lesen und die super Fotos zu betrachten, und ich erwarte immer sehnlichst den nächsten Newsletter. Vielen Dank für die Möglichkeit, eure Reise auf diese Weise ein bisschen mit zu erleben. Ich beneide euch ja schon ein wenig!
    Viel Spaß und viele tolle Erlebnisse weiterhin!
    Kai

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