Wochen der Superlative

Wochen der Superlative

Bolivien ist anders. Das zeigt sich bereits an der Grenze. Der Zöllner, der nicht wirklich wie einer aussieht, hat noch nicht sehr viele Ausländer gesehen. So weiss er auch nicht, dass der Einreisestempel nicht nur auf die Touristenkarte sondern auch in den Pass gehört. Wir zeigen ihm einfach, wo er was stempeln muss und schon sind wir in Bolivien. Das Auto müssen wir rund 80 Kilometer weiter auf einem der höchstgelegen Zollstationen der Welt einführen: auf 5’033 Meter über Meer! Alle haben Mühe auf dieser Höhe und wir sind froh, dass der Papierkram einfach und schnell erledigt ist.

Die Lagunenroute im Süden von Bolivien zu fahren ist ein einmaliges Erlebnis und auch wirklich noch ein Abenteuer. Wenn es trocken ist, braucht man nicht unbedingt ein 4×4-Fahrzeug aber zwingend viel Bodenfreiheit! Kurz hinter der Grenze finden wir unseren ersten Übernachtungsplatz an der Laguna Verde. Wir gewöhnen uns nur langsam an die Höhe. Wir sind jetzt schliesslich auf rund 4’300 Meter. Nicht alltäglich für uns Flachlandindianer. Jeder Schritt ist anstrengend und alles geht ein bisschen langsamer. Auch wenn wir nicht besonders gut schlafen, geniessen wir die einmalige Landschaft, die Ruhe und die Einsamkeit. Es ist einfach unbeschreiblich schön!

Am nächsten Tag fahren wir weiter zur Laguna Colorada. Wir kommen nur langsam vorwärts, weil wir immer wieder anhalten und fotografieren müssen. Es ist wie in einem Traum… An der Laguna Colorada fehlen uns erneut die Worte. Das Farbenspiel und die hunderten Flamingos lassen uns einfach nur staunen. Auf der Weiterfahrt in einer Höhe von mehr als 4’500 Meter kommen wir an Steinwäldern, Wüsten und endlosen Ebenen vorbei bis wir an der Laguna Hedionda unseren letzten Abend in dieser faszinierenden Gegend verbringen. Bevor wir uns Uyuni und somit erstmals in Bolivien der Zivilisation nähern, machen wir noch einen Abstecher ins Valle de Rocas. Auch hier schön, schöner am schönsten! Nur Superlative!

Uyuni dämpfte unsere Stimmung ein wenig. So eine dreckige Stadt haben wir noch nie gesehen. Und der „Camping“ im Hinterhof eines Hostals ist eine Zumutung. Wir haben keine andere Wahl und beissen in den sauren Apfel. Irgendwo müssen wir uns für den Salar de Uyuni vorbereiten und einen richtigen Campingplatz gibt es hier leider nicht. In Uyuni ist Markt und wir schlendern mit Karin und Didi durch die Strassen. Ein kunterbuntes Durcheinander, wo es alles zu kaufen gibt: Schlangensalbe gegen alle Gebrechen, Gemüse, Handys, Autoersatzteile, Kleider, Gewürze usw. Bolivianerinnen in bunten Kleidern, Nylonstrümpfen, offenen Schuhen und der klassischen Melone als Kopfbedeckung sitzen hier stundenlang und bieten ihre Sachen feil. Am Abend finden wir die beste Pizza in der Stadt und versöhnen uns ein wenig mit dem Ort.

Und dann geht es los: mit dem eigenen Auto auf den Salar de Uyuni! Trotz Regenzeit wagen wir das Abenteuer. Und es lohnt sich. So etwas Unwirkliches und Verrücktes haben wir noch nie erlebt. Einfach über einen See brausen und sich die eigene Spur bahnen. Wie die erste Abfahrt auf der unberührten Skipiste. Wahnsinn! Nach ca. 70 Kilometern (!) erreichen wir die Insel Incahuasi, wo wir auch übernachten. Weil das Wetter unsicher ist, möchten wir nicht auf dem Salzsee stehen, weil wir nicht wissen, in welchem Zustand der See am nächsten Tag ist. Nach einer wie erwartet regnerischen und windigen Nacht erleben wir ein zweites Wunder: der See spiegelt sich. Jetzt ist dann wirklich genug. Genügend Eindrücke, genügend Erlebnisse der Superlative! Unser Kopf ist voll und wir sehnen uns nach Erholung.

Also brausen wir in zwei Tagen mehr als 500 Kilometer nach La Paz ins Hotel Oberland. Trotz gutem Camping, Internet und feinem Essen keine Spur von Erholung: Gemeinsam mit Sabsi und Elia, einem jungen Paar aus dem Bernischen, und natürlich Karin und Didi bezwingen wir die Todesstrasse. Zwar „nur“ mit dem Velo – aber immerhin. Der Start ist auf 4’700 Meter! Wir brausen ins Tal hinunter und geniessen die gewaltigen Ausblicke in die Tiefe. Ca. vier Stunden später kommen wir im Dschungel auf 1’200 Meter an. Es ist schwül und heiss. Dieses Bier haben wir uns wirklich verdient.

Nach einem dringend benötigten Ruhetag begleiten wir unser Büssli zu Ernesto Hug in die Garage. Und weil man immer etwas findet, das man reparieren muss, bleibt der Bus drei Arbeitstage dort und wir verbringen das Wochenende wieder mal in einem Hotelzimmer – dieses Mal im Hotel Oberland. Einen Tag besichtigen wir La Paz. Eine verrückte Stadt. Aber uns gefällt es und wir fühlen uns wohl. Ein tolles Erlebnis ist natürlich auch die Fahrt mit der neuen Doppelmayr-Gondelbahn, die ganz neue Ein- und Ausblicke auf La Paz erlaubt.

Nächste Woche geht es weiter zum Titicacasee und dann ab nach Peru!

Hasta luego amigos
Remo und Conny

Fazit:

  • Nur die wildesten Typen fahren die Todesstrasse von ganz oben in kurzen Hosen
  • Mit Freunden zu reisen ist extrem schön. Vielen Dank Karin und Didi und weiterhin gute Fahrt!
Blick hinunter ins Valle de la Luna bei San Pedro
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13 Gedanken zu „Wochen der Superlative

  1. Eure Reisebilder machen einfach gluschtig. Ganz, ganz, ganz tolle Natur, welche Ihr da geniessen könnt. Und wir auch ein wenig… Weiter so! Frühlingsgrüsse aus der Schweiz, Thomas Aerni

    1. Liebe Freunde, vielen Dank für eure Kommentare. Wir vermissen euch auch und freuen uns deshalb immer sehr, von euch zu hören. Also: fleissig weiterkommentieren.

  2. Hallo nach Bolivien
    Das Bolivien… wow das gefällt mir bis jetzt am Besten!!!
    Freue mich auf die nächsten Bilder.

    Grüessli Marie-Therese

    1. Liebe Marie-Therese, es ist schön und schon fast ein Muss, von dir jeweils einen Kommentar zu erhalten. Vielen Dank, die Natur in Bolivien war für uns auch bis jetzt ein Highlight. Viele Grüsse nach Basel und bis bald. Remo und Conny

  3. Hola guapos!

    Ach ja, wie schööön!!! Da kommen mir gleich wieder wunderschöne Erinnerungen in den Sinn… Herrlich!! Danke für die fantastischen Fotos! 🙂
    Und die Todesstrasse habe ich damals (zusammen mit Bea) in einem dieser lokalen Busse erleben dürfen… und ich schwöre euch, der Bus war etwa gleich breit wie die Strasse, trotzdem haben wir uns gekreuzt mit anderen Bussen… in der Kurve überhängig bei 500 Metern Sicht talwärts… Purer Wahnsinn!!!!! Aber wir haben’s überlebt – ihr offensichtlich auch… Gratuliere, weiter so!! 😉

    Besos y un abrazo muy fuerte,
    Monita

    1. Also Conny ist ja ehrlich gesagt froh, dass man mit dem Auto diese Strasse nicht mehr fährt! Schmidi hätte es spassig gefunden… Aber ja, mit dem Velo ist es ja easy und wir haben’s überlebt 🙂

  4. och mensch!!! genieeeesssst für uns auch ein bisschen mit! wir wären so gerne auch wieder unterwegs….tolle bilder die tolle erinnerungen wecken! danke! und weiterhin alles gute!

    1. Hi Steph und Jeannine, wir geniessen für euch sehr gerne mit! Sind zurzeit in Cusco und fahren am Sonntag ans Meer an die Wärme 🙂 Alles Gute und liebe Grüsse in die Schweiz. Remo und Conny

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