Vom Winde verweht

Vom Winde verweht

10 wunderbare Tage in Ushuaia sind vorbei. Wir ziehen weiter. Wir kommen an den Grenzübergang nach Chile. Wieder mal ist die Lebensmittelkontrolle angesagt. Heute auch mit Hund! Also schickt der Zöllner den Hund durch unseren ganzen Bus. Und er findet alles. Zumindest eine Zwiebel wollte Conny noch fürs z’Nacht über die Grenze bringen, weil man ja im chilenischen Teil Feuerlands ausser in einem kleinen Ort namens Porvenir überhaupt kein Essen kaufen kann. Aber denkste: Der Hund findet wirklich alles und der Zöllner sogar noch mehr. Da sind Sachen nicht zugelassen, von denen wir überhaupt keine Ahnung hatten wie z.B. Bohnen. Conny kam sich vor wie eine Schwerverbrecherin…

Nach einer weiteren Überquerung der Magallanstrasse kommen wir nach Punta Arenas, ein quirliger Ort, der uns auf anhieb gut gefällt. Am selben Abend kommen auch Iris und Stefan in Punta Arenas an und am nächsten Abend Frizzi und Christoph mit Julia und Andi. Wir geniessen es mit unseren Freunden, haben aber wirklich langsam genug von diesem Wind. Hochdach rauf, Hochdach runter und das Vordach ist seit etwa einem Monat sowieso nicht mehr in Betrieb. Und dann ist der Wind auch noch sau kalt. Wir freuen uns wirklich langsam aber sicher auf wärmere Gefilde mit Hängemattenfeeling, Flipflop, Badehose und so.

Wir bleiben fünf Tage in Punta Arenas. Allerdings nicht ganz freiwillig. Wir wollen ein Radlager organisieren, weil das in Chile anscheinend möglich ist. Wir erhalten eine Adresse, wo wir hinfahren und das fehlende vordere Radlager bestellen. „Kein Problem“ so die Worte des Verkäufers. Das Lager kommt allerdings von Santiago, weshalb wir drei Tage warten müssen. Bezahlen müssen wir im Voraus! Wir hinterlassen unsere Telefonnummern und eine Mailadresse. Wenn das Teil früher da sein sollte, werden wir benachrichtigt. Da wir bis Freitag nichts gehört haben, stehen wir wie verabredet pünktlich zur Ladenöffnung am Eingang und sind in freudiger Erwartung. Aber wir haben uns zu früh gefreut. Leider war die Bestellmenge zu klein und deshalb wird später geliefert… „Aber am Samstag ist es dann ganz bestimmt hier“, wird uns versichert. Der Bürokollege unseres Verkäufers namens César, bestätigt uns dies auch nochmals. Wir sollen einfach ihn verlangen, dann klappt das am Samstag. Also nochmals eine Nacht warten im windigen Punta Arenas. Zum Glück sind Frizzi, Christoph, Julia und Andi auch noch da und wir geniessen einen weiteren Abend zusammen. Als wir am Samstagnachmittag wieder antraben, sind weder das Radlager noch César da. „Nein, der César hat am Samstagnachmittag frei“ und unser Teil ist leider auch nirgends zu finden. Am besten sei es, wenn wir am Montag so gegen Mittag (eine Woche nach unserem ersten Auftritt im Ersatzeilgeschäft) wieder vorbei kämen. Wir haben definitiv keine Lust mehr und verlangen unser Geld zurück. Das geht leider erst in zwei Tagen, weil wir mit der Kreditkarte bezahlt hätten. Da geht das halt nicht so einfach, oder so…! Jetzt wechselt Conny die Farbe und die Tonlage ändert sich dramatisch und plötzlich müssen wir uns beim Schalter 2 melden und unser Geld abholen. Geht doch :)!

Also ziehen wir ein wenig säuerlich, ohne Radlager aber immerhin mit Bargeld weiter nach Puerto Natales. Mit diesem patagonischen Gegenwind kommen wir nur langsam vorwärts und sind erst nach 20 Uhr in Puerto Natales auf dem Camping. Zum positiven Abschluss finden wir eine superfeine Pizzeria (fast wie in Italien!). Nun freuen wir uns auf die Berge. Wir fahren so schnell es geht in den Nationalpark Torres del Paine und kommen in den Genuss eines seltenen Anblicks: das ganze Panorama ohne eine einzige Wolke! Wow! Wir folgen unserem Instinkt und gehen nicht direkt in den Nationalpark sondern an die Laguna Azul, die an den Park angrenzt. Es ist Sonntag. Alle Chilenen sind auf diesem Camping und geniessen ihr obligates Asado. Doch plötzlich sind wir alleine. Alle sind weg und wir haben das Panorama für uns. Wir geniessen ein schönen (wenn auch wieder mal windigen) Abend an diesem wunderbaren Ort. Wir stellen den Wecker, damit wir das Panorama auch bei Sonnenaufgang einfangen können. Es gelingt uns! Wahnsinn! Hier bleiben wir noch einen weiteren Tag und machen eine schöne Wanderung. Am nächsten Tag fahren wir dann in den Nationalpark. Die obligaten Wanderungen über 3 oder 8 Tage lassen wir aus und machen immer nur Tages- oder Halbtagestouren. Wir haben einfach keine Lust, ein Zelt zu mieten und auf einer dünnen Matte zu schlafen, wo es doch im Büssli so schön kuschelig und warm ist. Zumal das Wetter immer schlechter wird und es in der Nacht empfindlich kalt ist. Wir geniessen die Abende im geheizten Bus und schauen uns Podcasts an, die wir im Internet heruntergeladen haben (DOK – 12’378km Australien).

Am 18. Dezember verlassen wir den Park und fahren weiter nach El Calafate, wo wir unsere Vorräte auffüllen. Am nächsten Morgen fahren wir auf den Camping Lago Roca, dem allerbesten und schönsten, den wir bis jetzt in Südamerika angetroffen haben. Hier wollen wir unsere Weihnachtsferien verbringen. Also Ferien ist ein wenig übertrieben: Denn 1. ist der Wind so stark, dass man nicht draussen sitzen kann, 2. ist es einfach noch zu kalt, um in der Hängematte zu liegen und 3. macht uns unser Büssli immer noch ein wenig Sorgen. Seit Punta Arenas verlieren wir kontinuierlich Kühlwasser. Remo nimmt sich der Sache an und verbringt wieder mal ein paar Stunden unter dem Bus und im Motorraum. Das Problem ist, dass bei unserem Keilriemendesaster vor ca. sechs Wochen der Motor etwas zu heiss wurde. Das hat die Zylinderkopfdichtungen in Mitleidenschaft gezogen und nun leckt auch noch das Kühlwasserverteilstück. Zum Glück haben wir ein solches dabei (dank weiser Voraussicht von Thomas Böhi und seiner Crew von der VW-Buswerkstatt). Das Verteilstück muss also „nur“ noch ausgetauscht werden. Fragt sich nur wo und von wem?? Wir werden sehen!

Wir geniessen zuerst einmal unsere Zeit auf dem Camping La Roca. Das Wetter ist gut, ausser dem Wind, der uns langsam aber sicher auf die Nerven geht. Wir machen eine wunderschöne aber anstrengende Wanderung auf den Cerro Cristal, von wo aus man eine grandiose Aussicht auf den Torres del Paine Nationalpark in Chile und auf den Perito Moreno Gletscher in Argentinien hat. Hier oben bläst der Wind so stark, dass wir beinahe weggeweht werden. Jetzt, wo wir den Gletscher schon mal aus der Ferne bestaunen konnten, freuen wir uns umso mehr darauf, alles aus der Nähe in Augenschein zu nehmen. Der Gletscher ist wirklich sehr imposant. Da ist jeder weitere Kommentar überflüssig.

Am Weihnachtsabend sind wir bei Carlos und seiner Familie zum Asado eingeladen, die auch auf dem Campingplatz sind und ein kleines Haus gemietet haben. Carlos ist auch ein VW-Fan und hat wie wir einen T3 Syncro in Buenos Aires, wo er mit seiner Frau wohnt. Wir geniessen den schönen Abend und essen Fondue und Asado. Am 25. Dezember machen wir uns dann wieder auf den Weg nach El Calafate, wo wir am 26. Dezember einen Termin in der „besten“ Autowerkstatt am Platz haben, um unser Kühlwaserproblem zu beheben. Doch leider hat dieser Wundermechaniker auch keine Lösung bereit und sowieso hat er keine Zeit! Also gut, dann gehen wir wenigstens in eine andere Garage und machen einen Ölwechsel. Dort treffen wir einen netten Typen, bei dem wir den Lift benützen dürfen, um das Teil selber zu wechseln. Der Werkstattchef geht Remo tatkräftig zur Hand und ist äusserst hilfsbereit. Jetzt hoffen wir einfach, dass alles dicht ist und bleibt. Denn vor uns liegen die Ruta 40 und die Carretera Austral, die sehr einsam und unwegsam sind. Also: Daumen drücken!

Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch in ein spannendes und gesundes neues Jahr!
Remo und Conny

Fondue-Plausch mit Frizzi, Christoph, Julia und Andi
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14 Gedanken zu „Vom Winde verweht

  1. HAPPY NEW YEAR

    Liebe Conny, lieber Remo,

    Wir lesen jetzt auch regelmässig Eure Newsletter. Das tönt ja wirklich nach ganz vielen tollen Eindrücken, vielen neuen interessanten Begegnungen und nach Abenteuer pur.
    Herzlichen Dank für Eure lieben, originell bebilderten Neujahrswünsche. Auch wir wünschen Euch e ganz e guete Start in ein weiterhin spannendes und möglichst pannenfreies Neues Jahr. Möge das nächste Jahre uns allen genügend Zeit lassen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Dazu wünschen wir Euch beiden Euch alles, was nötig ist für die kommenden 12 Monate ‚on tour‘ … vor allem Gesundheit, Kraft und Freude. Kurz: Enjoy a happy new year!

    Herzliche Grüsse aus dem fernen Hofstetten,
    Christine & René

  2. Hey Ihr zwei
    Mir sind grad bi Peter und Lucie und händ unser super wiehnachtsessä

    …Lammbrotä us Island, und allerlei Flüssigs

    Mir mäldä uns…..

  3. Danke für de gueti Reisebricht und die schöne Föteli.
    mängmol wäremer au gärn mit uf dere Tour, aber nur wenn alles funktioniert.
    Und am liebschte mit churze hoose und ohni chappe.
    Mer hoffet jetzt fescht, dass euches Büssli wasserfescht isch!!!!!!!!

    Liebi Grüess Doosi und Grossätti

  4. Hallo zäme
    Gewaltig die Bilder vo däm Gletscher und dere Landschaft. Gniesset euchers Abentür wyter und rutschet guet ins 2015. Wyterhin alles Gueti, tolli Erläbnis und e unfallfreii Reis.
    LG Christoph und Andrea

  5. Hallo Zusammen

    Mega schöne Landschaftsaufnahmen und diese Farben! Beeindruckend die Bilder des Gletschers Perito Moreno. Ich wünsche Euch weiterhin eine erlebnisreiche
    Reise, gebt Sorge zu Euch. Einen guten Rutsch ins 2015 und ein erfreuliches,
    gesundes neues Jahr.
    Liebe Grüsse
    Werner

  6. Hoi zämmä !
    Wow !! Was für Bilder ! Wunderschön !!! Mir verfolge voller Gwunder und Stuune euchi Bricht und freue eus ab euchne herrliche Ziile und Fotis ! 🙂
    Mir wünsche euch witerhin e spannendi und hoffentlich bald nümm so windigi Reis und wünsche euch e guete Rutsch und e glückliche Start is neue Johr !
    Villi Liebi Grüess, Sonja und René us em Schnee 🙂 ( in Sissach! )

  7. Hallo Ihr Zwei !!!
    Danke für den tollen Bericht und super Aufnahmen !!!
    Wir haben hier grad au saumässigen Wind (Bodensee) und Schneesturm bei 0 °C.
    Euch weiterhin „Gute Fahrt“ und an guada Rutsch ins Neue Johr !!!
    Beate und Martin

  8. Liebi Conny, liebe Remo

    Es sich immer wieder spannend, Eueri Bricht z läse. Und wenn me denn die super schöne und tolle Bilder drzue gseht, denn kunnt me grad ins Schwärme. Bi uns isch tatsächlich dr Winter ako und mir hänn hütt gueti 10 cm Schnee in Oberwil biko und es isch zimmlig kalt worde.
    Euch wünsch ich wyterhin e ganz gueti Zyt, dass s Büssli ohne Reparatur emol e langi Zyt lauft und dass ihr wyterhin ganz tolli Erläbnis händ.
    Rutschet guet ins 2015, alles Gueti, viel Glück und besti Gsundheit.

    Bis zum nägste Bricht und de tolle Foteli ganz gueti Zyt und liebi Griess
    Bea

  9. Hey ihr zwei Weltenbummler,

    Da habt Ihr ja schon ganz viel erlebt auf Eurer Reise 🙂 Finde es sehr toll, dass wir aus der winterlichen, kalten Schweiz Euch auf dieser Reise so begleiten können !

    Wünschen Euch weiterhin noch eine schöne Zeit – und e guete Rutsch ins 2015

    Liebi Grüess Jürg & Claudia Schudel

  10. Es wird immer toller aber ich kann mich vorstellen das dies die Erlebnis euer leben ist
    Wir Wünschen Euch weiterhin viel Glück ins neuen jahr.

    Viele Grüsse aus Holland
    Tiny & Peter van Rooij

  11. Hallo Conni und Remo, zuerst mal alles Gute im neuen Jahr. Solltet ihr nach Santiago kommen könnt ihr euch mit einem guten Freund von mir in Verbindung setzen. Er heisst Carlos Martin und hat auch in Basel gelebt. Vielleicht habt ihr ihn sogar mal getroffen. Ich habe ihm von euch erzählt und er sagte mir ich kann euch ohne Probleme seine Kontaktdaten geben und ihr könnt eucgh ungeniert melden. Seine tel Nummer ist: +56966162075 und seine email ist: [email protected]
    Gruessli Martin

  12. Hallo Ihr Zwei!
    Danke für die tollen Fotos und Eure Berichte – echt spannend! Auch kein schlechter Ort, um Weihnachten zu feiern, wenn’s auch etwas windig ist ;-).
    Wünsch Euch alles Gute für’s 2015, weiterhin eine tolle Reise und viele sapnnende Erlebnisse!
    Viele Grüsse aus Arisdorf – noch alles paletti!
    Kai

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