Auf nach Iguazu – unsere ersten Reiseerfahrungen

Auf nach Iguazu – unsere ersten Reiseerfahrungen

Erst mal raus aus dieser Stadt! Das war unser innigster Wunsch nach einer Woche Buenos Aires. Unser erster Camping in San Pedro ist immer noch in Stadtnähe, so dass wir schnell weiterziehen. Cristian hat uns zu einem Schweizer Ehepaar geschickt, das in der Nähe von Rafaela wohnt. Und genau dort landen wir am nächsten Abend. Richard und Sabina sind vor rund sechs Jahren nach Argentinien ausgewandert. Sie haben ihren Traum verwirklicht und ein 40 Hektaren grosses Stück Land gekauft und ein schönes Haus darauf gebaut. In ihrer Posada bewirten sie alle: Von Schulklassen bis Hochzeiten. Und natürlich auch uns. Wir kochen abwechslungsweise und sind begeistert von der Gastfreundschaft der beiden. Hier nutzen wir die Zeit, um unser Wassersystem zu dichten. Übrigens das Einzige, was wir vor unserer Abreise nicht wirklich prüfen konnten. Für die Wasserversorgung haben wir einen Keramik und einen Aktivkohlefilter eingebaut. Da wir bei unseren Ausflügen in Europa überall sauberes Trinkwasser beziehen konnten, hatten wir das Filtersystem überbrückt. Beim ersten Test haben wir dann festgestellt, dass es hier noch einiges zu dichten gibt! Zum Glück durften wir die Werkstatt von Richard und auch seine Laubsäge benutzen. Auch bauen wir noch einen Schalter ein, damit der Wasserkreislauf drucklos gemacht werden kann, wenn wir fahren oder kein Wasser benötigen. Vielen Dank an Richard und Sabina für die wunderschönen Tage bei euch!

Und schon ist eine Woche vergangen… Nichts wie weiter in Richtung Iguazu! Dazwischen liegt noch ein Naturschutzgebiet, wo wir unbedingt hin wollen. Und da fahren wir auf einer wunderbaren nigelnagelneuen Strasse und plötzlich: Ende! Nur noch rote Erde. Schlammig, holprig aber irgendwie spassig 🙂 Druck aus den Reifen lassen und los. Da braucht man für die beschrieben 80 Kilometer schon mal zwei Stunden. Aber wir haben ja Zeit!

Angekommen auf dem wunderschönen Camping im Naturschutzgebiet esteros del ibera geniessen wir einen tropischen Abend mit dem genialen Sternenhimmel auf der Südhalbkugel. Am nächsten Tag machen wir eine Bootstour direkt vom Camping aus und haben das Glück, den verschiedenen Tieren ganz nah zu kommen. Am Nachmittag wollen wir noch rasch ins Dorf. Aber ein argentinisches Dorf ist einfach anders: Nur Sandstrassen und kleine Häuser (mal schöner und häufiger weniger schön). Und dazwischen hat es mal einen Kiosk oder vielleicht sogar ein Restaurant. Das Zentrum eines Ortes erkennt man ganz leicht: Es ist der schönste Platz mit einem Park, schönen Blumen, Bäumen und Bänken. Hier trifft man sich. Hier finden Anlässe statt. Aber sonst: Nix los!

Ein Einschub zum Thema Polizei: Die Polizei ist in Argentinien überall. Wir wurden von der Gendarmerie und der Polizei schon mehrmals geprüft. Ein ganz junger Polizist in Corrientes hat uns voller Stolz einen Aufkleber gegeben und gesagt, dass wir nun offiziell geprüft sind. Leider haben wir ihn dann, als er dafür noch ein paar Pesos haben wollte, irgendwie nicht mehr richtig verstanden… Unser Fazit bis jetzt: Es ist zwar nervig, immer wieder kontrolliert zu werden, aber die Polizisten sind alle extrem freundlich und waren uns immer sehr wohl gesinnt.

Weiter geht es durch Missiones. Es regnet und regnet und wir finden einfach keinen Übernachtungsplatz, der einigermassen akzeptabel ist. Und so kam es wie es kommen musste: Es wurde dunkel und wir haben immer noch keinen Platz gefunden. Wir wollten es vermeiden, im Dunkeln zu fahren. Aber scheinbar wird das nicht immer klappen. Denn es gibt verschiedene Probleme, sobald es dunkel geworden ist: Autos fahren häufig ohne Licht, Fussgänger gibt es auch auf der Autobahn, Markierungen bzw. Beleuchtungen auf der Strasse gibt es nicht, Campings etc. sind vielleicht ausgeschildert aber sicher nicht beleuchtet – und wenn es regnet, sieht man einfach gar nichts mehr. Per Zufall hat Conny ein Schild zu einem „Camping“ gesehen. Auch wenn es ein übler Camping war, waren wir froh, irgendwo stehen zu können.

In Puerto Iguazu regnet es immer noch. Wir suchen nach einem Übernachtungsplatz, damit wir am nächsten Tag die Fälle besichtigen können. Ein Camping schlimmer als der andere. Aber wir haben hier keine andere Wahl. Wild campen ist schwierig und dazu haben wir bei diesem miesen Wetter auch kein Lust. Denn es ist alles so schlammig, dass wir keine Nebenstrassen erkunden möchten. Die Fälle besuchen wir am frühen Morgen. Es hat noch nicht so viele Leute, aber Remo wird es schon jetzt zuviel. Im Gänseschritt trotten wir hinter der japanischen Touristengruppe auf den schmalen Pfaden zu den Aussichtspunkten her. Trotzdem hat sich der Besuch gelohnt. Man könnte beim Anblick dieses wahnsinnigen Panoramas wirklich fast weinen: Einfach gewaltig, wie sich die Natur hier ihren Weg bahnt und die unglaublichen Wassermassen Tag für Tag die Fälle herunterstürzen.

Es ist Sonntag und wir möchten nicht länger in Puerto Iguazu bleiben. Und so entscheiden wir uns, nach Brasilien weiterzufahren. Unser erster Grenzübergang. Hoffentlich geht das gut… 10 Minuten später ist schon alles erledigt. Nicht mal das Auto mussten wir speziell registrieren. Die Autonummer ist im Computer im Visum von Remo eingetragen und das wars schon. Der Zöllner meinte nur: wir sind hier in Brasilien und nicht in Argentinien. Hier ist alles einfach. Geniesst eure Reise! Das machen wir 🙂 Wir geniessen Brasilien. Die Landschaft ist wunderschön und die Leute extrem freundlich. Schwierig ist es einfach mit der Sprache. Aber witzigerweise können hier vor allem die älteren Leute Deutsch, weil ihre Eltern oder Grosseltern ausgewandert sind. Wir haben eines gelernt: Wenn du bei jemandem vorbeifährst und etwas suchst, einfach aussteigen und reden. Wir hätten schon bei verschiedenen Leuten neben dem Haus parken können. Aber es ist teilweise so ein riesen Dreck von diesen Regentagen, dass wir nicht überall bleiben wollten. Die erste Übernachtung ist direkt am Iguazu Fluss. Die Koordinaten haben wir aus einem Südamerika-Führer. Nach etwas Suchen haben wir die Stelle dann auch gefunden. Theoretisch wäre hier ein Campingplatz mit Sanitarios und so. Leider ist davon nicht mehr viel zu sehen. Wie uns der Besitzer in gebrochenem Deutsch erklärt, habe das Elektrizitätswerk im Juni bei starkem Regen einfach die Schleusen geöffnet und so wurde der Pegel des Iguazu um mehr als 18 Meter angehoben und hat alles weggespült. Das gleiche haben wir Tags darauf am Rio Urugay erlebt. In unserem Führer wurde auf einen Campingplatz in Oldenburg verwiesen. Nach einer langen Fahrt mit tropischem Dauerregen sind wir also dort angekommen. Alles war sehr unordentlich, überall liegt Schutt und Abfall und der besagte Campingplatz ist auch nicht zu finden. Am Ufer des Flusses unterhalten wir uns dann mit Einheimischen, ebenfalls auf Deutsch. Die haben uns dann erklärt, dass sie im Juni ein riesen Hochwasser hatten und dass sie Angst hätten, der Rio Uruguay komme in den nächsten Tagen wieder über die Ufer. Beim Hochwasser im Juni wurden die beiden Campingplätze auf jeden Fall weggespült. Das Wasser stand damals so hoch, dass bei den Häusern im ersten Obergeschoss das Wasser durch die Fenster reingelaufen ist. Wirklich schlimm…

Seit gestern sind wir im Kurort Piratuba auf einem Camping der zum Kurbad gehört. Leider hat es hier keine schönen Brasilianerinnen und Brasilianer sondern nur alte Leute, die in ihren Bademänteln durch den Ort flanieren. Ein komisches Bild… Aber heute scheint zumindest zum ersten Mal wieder die Sonne! Als nächstes geht es dann in Richtung Atlantik. Wir freuen uns aufs Meer und den Caipi an der Strandbar 🙂 und natürlich auf die jungen Brasilarianerinnen (Anmerkung der Redaktion: Auch Brasilianer)!!!

Unser Fazit der ersten Wochen:

  • Wenn man offen auf die Leute zugeht, bekommt man fast alles
  • Kommunikation funktioniert auch mit Händen und Füssen
  • Die Strassen sind in einem unberechenbaren Zustand. Autofahren ist extrem anstrengend
  • Die Cataratas (Iguazu-Fälle) sind der Hammer

Bis bald
Re&Co

In San Pedro auf dem ersten Camping ausserhalb der Stadt
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13 Gedanken zu „Auf nach Iguazu – unsere ersten Reiseerfahrungen

  1. Liebe Globetrotter-Freunde, vielen Dank für Eure Berichte. Reisen dieser Art sind immer auch innere Reisen (auch da gibt es Regen, Trauer, Freude, viel Entdeckungen, Schlamm; Wärme..) und ich wünsche Euch weiterhin guten Mut und viel Freude, auch bei den Momenten, die einen unvermeidlich destabilisieren…4Habt Ihr daran gedacht, ein wenig Portugiesisch zu lernen oder könnt Ihr das schon? Todo Bem*
    Euer Jürg

    1. Lieber Jürg
      Ja, Reisen ist anstrengend aber auch extrem schön. Portugiesisch können wir überhaupt nicht. Denn eigentlich war Brasilien gar nicht auf unserem geplanten Programm. Aber auf einer Reise kommt es oftmals anders als man denkt 🙂
      Alle Gute und bis dann mal wieder im Trommeln
      Remo und Conny

  2. Hallo ihr Lieben, schön von euch zu hören, spannend und so toll geschrieben. Luft raus lassen auf holprigen Strassen? Ja, ihr schlagt euch gut durch – weiter so! Wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht.
    Herzlich Elisabeth und Daniel, in der bereits etwas ausgeräumten Agentur!

  3. Grüeziwohl ihr Globetrotter
    Schön und spannend bi euch. Jede Tag voller Stuune.
    Ich ha Laub grächelet vo der Pappele, wo der Werni vor bald 50 Joohr hett loh wachse. Au das isch en Afang gsy, aber si blybt an Ort, bis an ihr Läbensänd. Au d’Mamme König fahrt nümm nach Brasilie zum Caipirinha sürpfle…
    Daniela isch immerhin bis Visp ko, wo si e Wuche imme schöne alte Huus wohnt mit ire zwei Männer.
    Ich ha 11 Tag Schwede bsuecht und es paar Stunde ganz elei am Meer verbrocht zwüsche Wildgäns und Möve. Toll gsy.
    Ihr gsehn, ich verzell e chly vo mynere Wält und ihr vo eurer.
    Viel Spass wyterhin und e Gruess an d‘ Delfin oder d’Seeloie woner vylicht no gsehnd. Ola, hasta luego Don Pedro dell Laubräche

  4. Sali zämme,

    Ich hätte nie gedacht, dass da so viel Menschen Deutsch reden! Wirklich erstaundlich. Die Bilder sind einfacht der Hammer! Nice, Nice!!

    Ich wünsche euch eine schöne Zeit und viel erfolg!

    Alex

  5. Hey Zusammen, grandios euer Reisebericht. Die Wasserfälle sind eine Wucht und haben mich beeindruckt, genauso wie die Landschaftsbilder. Weiterhin gute Fahrt und good luck!

  6. Hallo ihr zwei,
    habe es endlich mal geschafft, eure ersten Reiseberichte zu lesen. Hört sich total spannend an und ich nehme mal an, dass es sich auch so anfühlt. Wünsche euch eine tolle Zeit und werde sicher bald wieder einen Blick auf eure Seite werfen.

    Viele Grüsse aus dem Schwarzwald
    Gernot

  7. Hoi Ihr beide
    Wir sind wieder in Holland und haben Internet auf Camping war das sehr slecht.
    Aber die Camping im Kururt Piratula kommt mir bekant for. Die Leute mit die Bademantel, Es ist so wie auf Camping Laguna in Spanien. Und es war da wo wir die Eltern von Conny getroffen haben. Weiter viel spass.

    Grüsse Peter

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